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EIGENKAPITAL-QUOTE ÜBER ALLES

Die Bewertungskennzahl Eigenkapitalquote überstrahlt bei Bonitätsbewertungen vieles Andere

„Wenn Ihr Unternehmen 25% Eigenkapitalquote (EK-Quote) oder mehr erreicht, dann hält es auch einmal einen starken Gegenwind/Sturm aus…“ -dieses sinngemäße Zitat eines Vertreters eines Gläubigerschutzverbandes, zeigt wie sehr im Fokus diese Kennzahl bei vielen Stakeholdern steht.

Besonders deutlich wird dies, betrachtet man die Entwicklung welche Bedeutung man der EK-Quote im Laufe von Basel I bis IV beimisst.

 

Nach der langjährigen Erfahrung des Autors ist maximal der Hälfte der Geschäftsführer speziell aus dem KMU-Bereich die aktuelle (letzte Bilanz) eigene EK-Quote bekannt.  Daraus lässt sich schließen, dass die Wichtigkeit dieser Kennzahl den Entscheidungsträgern immer noch nicht ausreichend im Bewusstsein ist. Welche Möglichkeiten zur Beeinflussung dieser EK-Quote es gibt, ist weitgehend unbekannt bzw. außerhalb von bewussten Entscheidungen von Managern. Erwähnt sei das geplante und konsequente Reduzieren von Einzelpositionen der Bilanzsumme, wie z.B. der Forderungen bzw. Verbindlichkeiten zum Bilanzstichtag (!).

 

 

Basel-Kriterien

Der Prozess der Bonitätsprüfung vor einer Kreditvergabe soll durch die Baseler Vorschriften standardisiert, objektiviert und rationalisiert werden. Dieses Ziel ist u. a. mit Ratings zu erreichen.

 

Basel I bis III

1974 wurde, um die Bankenaufsicht in Europa zu verbessern, der Baseler Ausschuss zur Entwicklung einheitlicher Richtlinien, gegründet.

1988 legt die „Basler Eigenkapitalverordnung“ („Basel I“) eine Mindest-Eigenkapitalquote von 8% für Banken fest.

2004 folgte die „Internationale Konvergenz der Eigenkapitalmessung und Eigenkapitalanforderungen“ („Basel II“) mit Erweiterungen zu Basel I.

2010 kommt es, als Reaktion auf die Finanzmarktkrise, zu einem Reformpaket („Basel III“). Neben neuen Liquiditätsstandards und einer Verschuldungsobergrenze wurde die Struktur des Eigenkapitals neu definiert, vor allem der Anteil des „harten Kernkapitals“ von 2% auf 4,5% angehoben. Der Wert von 8% darf weiterhin nicht unterschritten werden, da sonst laut Bankenaufsichtsrecht ein Insolvenzverfahren der betreffenden Bank einzuleiten ist.[1]

 

Basel IV -verschärft nochmals die Regeln für Krediteinräumung

 

Seit vielen Jahren arbeiten Banken zur Bewertung der Bonität mit internen Berechnungen und Ratings. Unter Einhaltung der gegenwärtig in Ausrollung befindlichen Bestimmungen von Basel IV bleibt dies auch weiterhin erlaubt, unter der Prämisse, dass der zusätzlich eingeführte sogenannte „Output Floor“ - eine Kapitaluntergrenze eingehalten wird.

Basel IV erfordert nochmals erweiterte Informationsanforderungen im Rahmen von Ratingprozessen sowie- die vom Rating und den gestellten Sicherheiten abhängigen Kreditkonditionen und Finanzierungskosten. Besonders wichtige Faktoren sind: - Eigenkapitalquote,- Liquidität sowie- Rentabilität. Basel IV stellt umfangreiche Anforderungen an ein Risikomanagement, wie z.B. bei Banken.[2]

Dies verengt den „Entscheidungs-Spielraum“ der Banken für Kreditvergaben im KMU-Bereich zusätzlich.

 

Der Wegfall des sogenannte Mittelstandsfaktor, in dem bislang die besondere Bedeutung des europäischen Mittelstands[3] berücksichtigt worden ist, bedeutet erhöhte Finanzierungskosten für kleinere und mittlere Unternehmen, die einen Kredit benötigen, schreibt er eine geringere Eigenkapitalquote vor.

 

Ratingagenturen kritisieren zu Recht, dass in der Praxis, schlechte interne Bankenratings des KMU-Betriebes zu hohen Zinskosten, vor allem im Kontokorrentbereich von bis zu 10%, führen.[4]

 

 



[1] Vgl. KSV Handbuch, Risikobewertung, Details und Hintergründe, 2021, 2

[2] Zirkler/Hofmann/Schmolz, Auswirkungen der Anforderungen durch Basel IV auf kleinere und mittlere Unternehmen, Springer Verlag, 2020.

[3] Der sogenannte Mittelstandsfaktor räumte KMU Betrieben die Möglichkeit ein auch bei geringeren Eigenkapitalquote zu leistbaren Krediten zu kommen- Der Faktor liegt bei 0,7619. Eigenmittelanforderungen für das Kreditrisiko von KMUs können mit diesem Faktor multipliziert werden.

 

[4] Führer-KSV, Nichts geht ohne Eigenkapital, 2016.